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Nächste Station: Berlin Hauptbahnhof

15.05.11 (Allgemein) Autor:Test Kunde

In wenigen Tagen, am 26. Mai 2011, wird der in Berlins neuer Mitte gelegene Hauptbahnhof fünf Jahre alt. Eigentlich ist es der erste „Hauptbahnhof“ Berlins, wenn man mal von politischen Bezeichungen der Nachkriegzeit absieht. Es ist der größte und modernste Kreuzungsbahnhof Europas.

Wir erinnern uns, in den Anfangsjahren der Eisenbahn errichtete jede Eisenbahngesellschaft eigene Strecken und Kopfbahnhöfe. Berlin hatte derer elf, die alle von verschiedenen Eisenbahngesellschaften errichtet wurden.

Gemeinfreies Bild

Die Stelle, an der sich der neue Hauptbahnhof befindet, hat eine wechselvolle Eisenbahngeschichte. In den Jahren 1868 bis 1871 baute die Magedeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft die 239 Kilometer lange „Lehrter Bahn“. Diese verband Hannover mit der Hauptstadt Berlin und der Lehrter Bahnhof befand sich in unmittelbarer Nähe des schon bestehenden Hamburger Bahnhofs der Berlin-Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft. Beide Bahnhöfe wurden als Kopfbahnhöfe ausgeführt. Der von den Architekten Alfred Lent, Berthold Scholz und Gottlieb Henri Lapierre gestaltete Bahnhof Lehrter Bahnhof befand sich am (früheren) Friedrich-Carl-Ufer (heute: Rahel-Hirsch-Str.) der Spree und direkt am Humbolthafen. Also exakt an der Stelle, wo sich der neue Hauptbahnhof der Hauptstadt befindet. Bereits im Jahre 1907 (!) gab es Planungen, den Lehrter Bahnhof als Zentralbahnhof auszubauen. Die Pläne wurden aber nicht weiter verfolgt. Am nördlichen Rand des Lehrter Bahnhofs kreuzte die Berliner Stadtbahn die Ferngleise. Auch dort war ein Bahnhof, der Lehrter Stadtbahnhof.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Lehrter Bahnhof, wie alle anderen Berliner Bahnhöfe, schwer beschädigt. Die ausgebrannte Ruine wurde soweit in Stand gesetzt, das ein notdürftiger Verkehr aufgenommen werden konnte. Am 28. August 1951 fuhr jedoch der letzte Zug aus der offenen Bahnhofshalle nach Wustermark und Nauen. Danach wurde der Bahnhof stillgelegt.

In den Jahren 1957 bis 1959 wurde die Ruine abgetragen. Dabei erwiesen sich die Abrissarbeiten schwierig, da die nahegelegene Bahnhofshalle des Lehrter Stadtbahnhofs der Stadtbahn und das Stadtbahnviadukt nicht beschädigt werden durften. Die deutsche Teilung und der Mauerbau machten dann den Lehrter Stadtbahnhof zur letzten Station für die S-Bahn in West-Berlin. „You are leaving the British Sector of Berlin“. Die nächste Station war Berlin-Friedrichstraße, eine Grenzübergangsstelle (GÜSt) der DDR.

Doch das ist Schnee von gestern. Mit einem außerordentlichen Fahrplanwechsel gingen am 28. Mai 2006 die Nord-Süd-Verbindung und weitere Fern- und Regionalbahnhöfe in Betrieb. Kernstück der Bahnstrecken ist der neue Hauptbahnhof. Berlin ist wieder Bahnmetropole. Fern- und Regionalzüge von Hamburg, Rostock, Stralsund und Stettin erreichen den Hauptbahnhof über den nördlichen Berliner Innenring und verlassen Berlin in Richtung Süden über den Bahnhof Berlin Südkreuz. Züge der Ost-West-Richtung und die S-Bahn fahren über die Stadtbahn.

Fast 1.300 Züge pro Tag fahren heute durch die Mitte Berlins. Mit rund 300.000 Reisenden und Besuchern täglich ist der Berliner Hauptbahnhof die wichtigste Station der Hauptstadt und hat mit 40 internationalen Zügen pro Tag zu 44 Zielen deutschlandweit die meisten Auslandsverbindungen.

Die architektonischen Umsetzungen mögen nicht jedermanns Geschmack sein. Jedoch bietet Berlin Hauptbahnhof alles, was die Reisenden begehren. Mit 32 Aufzügen, 54 Fahrtreppen (Rolltreppen) und einer Verkehrsfläche von insgesamt 430 mal 430 Metern Verkehrsfläche bietet der Bahnhof mehr als genug. Aber wenn auf fast jedem Provinzbahnhof ein DB-Store etabliert ist, muss es in der Hauptstadt noch ein Tüpfelchen „oben drauf“ geben. Auf drei Etagen bietet der neue Hauptbahnhof ein vielfältiges hochwertiges Einkaufsangebot. Ein breiter Branchenmix auf rund 15.000 Quadratmetern Einzelhandelsfläche wird allen Ansprüchen und Bedürfnissen von Touristen sowie Privat- und Geschäftsreisenden umfassend gerecht. Dabei setzt die Bahn sowohl auf überregionale Filialisten als auch auf lokale Einzelhändler, die im Bahnhof ihr Geschäft betreiben. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf einem breiten Dienst­leistungsangebot von Autovermietung, Friseur, Post und Reisebüro bis zu Wellnessangeboten – Service steht im Mittelpunkt.

Auch der umfangreiche Einkauf für den täglichen Bedarf von Pendlern, Anliegern sowie Aus- und Umsteigern wird hier zum angenehmen Ereignis. Auf fünf Ebenen entstand ein funktional gestalteter Mikrokosmos aus effizienter Infrastruktur, erlebnisreichem Shopping und attraktivem Treffpunkt in einer Vielzahl von Cafés und Restaurants.
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