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Wie viel Rückhalt hat die GDL bei den Privatbahnen?

06.04.11 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg

Als die GDL am späten Montagabend die Antwort auf den offenen Brief der 15 Unternehmensvorstände verschickt hat, fiel sofort auf, dass zahlreiche Unterschriften drunter standen. Aber, und darauf weist Benex-Pressesprecher Christoph Kreienbaum hin, sie kamen nur aus sechs Unternehmen. Nach einer breiten Front im Arbeitnehmerlager, die „wie eine Eins“ hinter der Gewerkschaftsführung steht, sehe das nicht aus.

Kreienbaum: „Die Gegenüberstellung der Anzahl mag auf den ersten Blick spitzfindig erscheinen, zeigt aber sehr deutlich die Heterogenität der Branche, die Vertretung der Beschäftigten durch unterschiedliche Gewerkschaften, die unterschiedliche Betroffenheit von Streiks und die unterschiedliche Bereitschaft zu Arbeitskampfmaßnahmen. Auf den zweiten Blick ´hinter die Kulisse´ ist der Brief der GDL ein deutlicher Beweis für die Argumentation der Privatbahnen in den vergangenen Monaten.“

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Die meisten Privatbahnen im deutschen SPNV lassen sich einem der sechs Verkehrskonzerne Abellio, Benex, der Hessischen Landesbahn, Netinera (vormals Arriva Deutschland), Keolis und Veolia Verkehr zuordnen. Keolis ist mit seiner Tochtergesellschaft Eurobahn jedoch zuletzt vom Streik ausgenommen worden, weil hier über einen Haustarif verhandelt wird.

Verhandlungen über einen Haustarifvertrag lehnt die GDL jedoch bei der Metronom-Eisenbahngesellschaft und bei der Westfalenbahn ab. Die Metronom-Eisenbahngesellschaft gehört indirekt anteilsmäßig zu Netinera, an der Westfalenbahn ist Abellio beteiligt. Beide Unternehmen waren in den letzten Wochen schwer von Streiks betroffen.

Andere Eisenbahnverkehrsunternehmen hatten mit Streiks gar nichts zu tun. Bei der Nordwestbahn ebenso wie bei der Regiobahn rund um Düsseldorf lief der Betrieb völlig ohne Einschränkungen. Auch bei Abellio Rail NRW gab es lediglich einzelne Verspätungen, jedoch keinen einzigen Teil- oder Komplettausfall. Dort konnte man sogar ein bereits ausgearbeitetes Ersatzkonzept in der Schublade lassen.

Nun kann niemand nachvollziehen, wie viele Mitglieder die GDL eigentlich in welchem Betrieb hat. Es ist jedoch durchaus fraglich, ob sie überall über ein Mandat verfügt, Tarifverträge abzuschließen. Das ist augenscheinlich zumindest in Teilen der Privatbahnlandschaft nicht der Fall. Ein gemeinsames Verhandlungsmandat der sechs Konzerne existiert nicht mehr. Es wurde mit dem Abschluss eines Branchentarifvertrages mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) beendet.

Und so muss die GDL nun mit den einzelnen Unternehmen verhandeln und Verträge abschließen, die über den Branchentarifvertrag des EVG hinaus gehen. Welche Strategie dahinter steckt, und wieso diese Verhandlungen mancherorts aufgenommen werden und an anderen Stellen nicht, ist von außen nicht erkennbar.

Nach einem schnellen Ende des Konfliktes sieht es nicht aus. Der von der GDL geforderte bundesweit gültige Rahmentarifvertrag für Lokomotivführer (BuRa-LfTV) scheint weiter weg denn je. Beide Parteien haben sich auf Positionen verschanzt, aus denen ein Kompromiss nicht möglich scheint. Während für die Privatbahnen bereits eine neuerliche gemeinsame Verhandlung einem Gesichtsverlust gleich käme, wäre für die GDL schon der Eintritt in ein Schlichtungsverfahren eine erste Niederlage.

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