Abellio weist GDL-Vorwürfe zurück
01.04.11 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg
Bei Abellio Rail weist man die Vorwürfe der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), man würde „Prozesshanselei“ betreiben, entschieden zurück. Geschäftsführer Ronald Lünser sagte dem Eisenbahnjournal Zughalt.de, es sei „schlicht nicht zutreffend“, dass versucht worden sei, eine einstweilige Verfügung gegen Arbeitsniederlegungen zu erwirken. „Hätten wir das gewollt läge der Antrag bereits in Frankfurt“.
Die GDL berichtete in dieser Woche von einem solchen Vorgang. Tatsächlich hat das Unternehmen rechtlich abklären lassen wollen, welches Arbeitsgericht für mögliche Auseinandersetzungen mit der GDL zuständig wäre. Abellio hat seinen juristischen Firmensitz in Essen und die Hauptverwaltung am Betriebsstandort in Hagen. Vor dem Hagener Arbeitsgericht wurde daher angefragt, ob die Zuständigkeit dort oder in Frankfurt am Main liegt – wo sich die Zentrale der GDL befindet.
„Wir haben noch keinen Grund für ein Gerichtsverfahren, die Auswirkungen des Streiks sind zwar spürbar aber noch zu beherrschen. Im Augenblick würden wir damit überziehen“, so Lünser. „Beim letzten Warnstreik gab es nur vier Lokomotivführer, die sich beteiligt haben. Es kam zu Unpünktlichkeiten aber Züge sind nicht ausgefallen, so dass wir ein bereits entwickeltes Notfallkonzept für den Streik in der Schublade lassen konnten.“
Die GDL fordert die Einführung eines bundesweit gültigen Rahmentarifvertrages für Lokomotivführer aller Eisenbahnverkehrsunternehmen. Doch einen solchen kann Abellio als einzelnes Eisenbahnverkehrsunternehmen gar nicht abschließen. Lünser: „Die GDL lehnt es bis heute ab, über Haustarifverträge zu verhandeln.“
Abellio ist zu 25 Prozent an der WestfalenBahn beteiligt, die für die Aufgabenträger NWL und LNVG das Teutoburger-Wald-Netz betreibt. Das Unternehmen ist im Arbeitgeberverband Deutscher Eisenbahnen (AGVDE) organisiert. Die WestfalenBahn hatte der Gewerkschaft angeboten, Verhandlungen über einen Haustarifvertrag zu führen. „Aber leider war die GDL auch dazu nicht bereit“ berichtet Ronald Lünser.
„Auch Behauptungen, der Wettbewerb im SPNV würde größtenteils nur über die Lohnkosten ausgetragen werden sind jenseits jeder Realität“ stellt der Geschäftsführer fest. „Die Lohnkosten betragen zwischen 15 und 18 Prozent der Gesamtkalkulation, da gibt es viel größere Stellschrauben wie bspw. Kapital- und Investitionskosten. Außerdem verdienen unsere Lokführer inklusive Zulagen in etwa 95 bis 96 % des gängigen DB-Tarifs und erhalten umfangreiche Sozialleistungen.“
Teil des von der GDL geforderten Tarifvertrages wäre ein faktisches Berufsverbot für Hauptschulabgänger. „Wir haben heute bereits zahlreiche Lokomotivführer, die ´nur´ über einen Hauptschulabschluss verfügen und die hervorragende Arbeit machen. Es wäre gesellschaftspolitisch unverantwortlich und eine schallende Ohrfeige für all diese Kollegen, würde eine solche Vereinbarung tatsächlich bestand haben.“