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Siegen soll Eurocity verlieren

30.03.11 (Allgemein) Autor:Sven Steinke

Wer nach Siegen möchte, dem bleibt in Zukunft wieder nur der REWie der WDR in einer Kurzmeldung berichtet, soll der Eurocity ab Siegen zum Fahrplanwechsel im Dezember entfallen. Das Zugpaar von und nach Klagenfurt wurde erst im Dezember 2009 bis Siegen verlängert. In Kurswagen können Reisende mit diesem Zug bis in die kroatische Hauptstadt Zagreb reisen. Die Deutsche Bahn begründet diese Entscheidung mit der geringen Auslastung der Züge. So sollen morgens nur durchschnittlich 30 Fahrgäste ab Siegen den Fernzug benutzen.

Erst im Dezember hatten die Deutsche Bahn und der Zweckverband Westfalen-Süd (ZWS) mit Werbemaßnahmen versucht die Auslastung der Fernzüge zu erhöhen. So wurden potentielle Reisende im Reisezentrum Siegen und auf dem Siegener Weihnachtsmarkt über das Angebot informiert. Die Auslastung scheint sich trotzdem nicht verbessert zu haben.

Mit der Entscheidung verliert Siegen bald wieder seine einzige Fernzugverbindung und wird zukünftig wieder nur durch Nahverkehrszüge erschlossen. Dabei war das südwestfälische Oberzentrum lange Zeit Treffpunkt von zwei Fernverkehrslinien. Die D-Züge zwischen Köln und Frankfurt wurden im Jahr 1993 durch eine neue RE-Linie Mönchengladbach – Köln – Siegen – Gießen ersetzt.

Allerdings fuhr diese nicht mehr bis Frankfurt und die zusätzlichen Halte verlängerten die Fahrzeiten erheblich. Mittlerweile verkehrt die Linie RE 9 nur noch zwischen Aachen und Siegen. Im Jahr 2003 erfuhr die Strecke nur eine wenige Monate andauernde Bedienung durch die InterConnex-Linie Rostock – Berlin – Geißen – Siegen – Köln.

Richtung Ruhrgebiet wurde bis 2002 eine InterRegio-Linie Norddeich – Münster – Siegen – Frankfurt angeboten, aber bereits in den Jahren vor der Einstellung wurden der Laufweg und die Anzahl der Fahrten reduziert. Zwischen Essen und Siegen verkehrt seit der Einstellung die Linie RE 16. Dieser erhielt ebenfalls mehr Halte und längere Fahrzeiten.

Auf dem Abschnitt Siegen – Frankfurt, den beide Linien bedienten, verkehrt heute nur noch eine durchgehende RE-Linie im Zweistundentakt ohne Durchbindung Richtung Köln oder Hagen. Außerdem ist besonders der Anschluss Richtung Köln sehr knapp und unsicher.

Das heutige Nahverkehrsangebot auf den Strecken kann in den Punkten Schnelligkeit und Durchgängigkeit nicht überzeugen. Dabei sind die Aufgabenträger des Nahverkehrs auch nicht dafür zuständig einen Fernverkehrsersatz zu bestellen. Sie sind für die Flächenerschließung verantwortlich. Der Fahrgaststrom zwischen Ruhrgebiet und Frankfurt wurde derweilen zusammen mit vielen anderen auf der Neubaustrecke Rhein-Main gebündelt.

Gleichzeitig wurden aber viele Mittel- und Oberzentren vom Fernverkehr abgehängt. Eigentlich ist der Bund gesetzlich für die Bereitstellung des Fernverkehrs verantwortlich. Allerdings sind keine Mindestanforderungen bezüglich der Angebotsdichte und der zu erschließenden Städte definiert worden, sodass der Bund der Meinung ist, dass das derzeitig von der Deutschen Bahn eigenwirtschaftlich betriebe Fernverkehrsnetz ausreicht.

Bild: Sven Stei?nke

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