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GDL-Streik legte Berufsverkehr lahm

22.02.11 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat ihre Mitglieder heute (22. Februar) in den Morgenstunden zu Warnstreiks aufgerufen. Im Ergebnis dessen stand die S-Bahn Stuttgart komplett still, auch in Dresden rollte kein Rad mehr. Weil die Beamtenquote in Ostdeutschland gegen Null tendiert, sind Streikauswirkungen dort höher. Im Westen sind rund 40 % der Lokführer noch Beamte.

GDL-Chef Claus Weselsky ist zufrieden: „Unsere Mitglieder haben wieder einmal bewiesen, wie sehr sie hinter unseren Zielen stehen und wie sehr sie kämpfen können.“ Ob es aber tatsächlich ein Erfolg war, vermag er nicht zu beurteilen: „Ob wir mit dem heutigen Arbeitskampf unserem Ziel ein Stück näher gerückt sind, können allein die Arbeitgeber beantworten.“

Aber selbst wenn nicht, weitere Arbeitsniederlegungen können folgen. Weselsky: „Siebenmonatige Verhandlungen, ohne einen Flächentarifvertrag tatsächlich abzuschließen, sind Grund genug, den Druck mit weiteren Arbeitskämpfen zu erhöhen.“

Kritik kam von der Deutschen Bahn. DB-Personalvorstand Ulrich Weber: „Wir bedauern die erheblichen Unannehmlichkeiten für unsere Kunden, die bei hohen Minusgraden auf den Bahnhöfen warten mussten. Besonders ärgerlich ist das, weil die Warnstreiks gegen die DB völlig widersinnig sind. Es trifft die Falschen!“

Die Bahn weist darauf hin, dass man stets bereit war, die Forderungen der GDL zu erfüllen. Das betreffe, so Weber, insbesondere den Schutz bei Fahrdienstuntauglichkeit, bessere Beschäftigungsbedingungen und die Bereitschaft, einen Flächentarifvertrag einzuführen.

Weber: „Die GDL will, dass die guten Standards der DB für alle Lokführer in Deutschland gelten. Und um das zu erreichen, bestreikt sie ausgerechnet die DB und ihre Kunden. Das ist widersinnig und unseriös. Niemand versteht das. Deswegen appellieren wir an die Vernunft der GDL-Spitze: Wenn die GDL etwas für alle Lokführer erreichen will, gehört die Auseinandersetzung an den Verhandlungstisch! Wir haben ständig neue Angebote gemacht. Wir können sofort verhandeln.“

Auch viele andere Eisenbahnverkehrsunternehmen waren von den Ausständen betroffen. Sei es, weil sie selbst GDL-Mitglieder in der Belegschaft haben, die dem Streikaufruf gefolgt sind, oder sei es, weil bestreikte Züge in den Knotenbahnhöfen für Fahrplanchaos gesorgt haben. Hannah Kohn, Pressesprecherin der Metronom Eisenbahngesellschaft: „Wir bedauern die den Fahrgästen entstandenen Unannehmlichkeiten.“ „Wir konnten unseren Fahrgästen zwar die Streiks nicht ersparen, aber wir haben unser Bestes gegeben um die Auswirkungen möglichst gering zu halten.“

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat überhaupt kein Verständnis für die Forderungen der GDL. Im Gegenteil: Man wirft der Konkurrenzgewerkschaft vor, oft gar nichts über die Probleme der Lokführer zu wissen. EVG-Chef Alexander Kirchner: „Wie kann es sein, dass diese Gewerkschaft Arbeitsbedingungen akzeptiert, die zur Überlastung von Lokführern in den von ihr tarifierten Betrieben führt, gleichzeitig aber vorgibt, mit den Güterverkehrsbahnen erfolgreiche Verhandlungen zu führen.“ Tatsächlich, so Kirchner, gehe es der GDL um Macht statt um ihre Mitglieder.

„Jede Branche braucht ihre ganz spezifischen Lösungen, das ist unserer Ansatz“, machte Kirchner deutlich. Für den Nahverkehr, bei dem die Mitarbeiter durch die Vielzahl der anstehenden Ausschreibungen konkret von Lohndumping bedroht gewesen seien, habe die EVG einen Branchentarifvertrag durchgesetzt, der die Löhne dauerhaft auf hohem Niveau sichere und zugleich die in der Vergangenheit gängige Praxis, mit nicht tarifgebundenen Unternehmen anzubieten, beendet.

„Jetzt werden wir uns dem Güterverkehr zuwenden und sobald der Wettbewerb im Fernverkehr greift, setzen wir auch hier Regelungen zum Schutz der Mitarbeiter durch“, erklärte Alexander Kirchner. Die vielen tausend Lokführer, die in der EVG organisiert sind, wollten individuelle, branchenspezifische Lösungen und keinen Einheitsbrei. „Und ich gehe davon aus, dass alle anderen Lokführer das eigentlich auch wollen“, machte der EVG-Vorsitzende deutlich und warnte die GDL vor einer Entsolidarisierung unter den Eisenbahnern.

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