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S-Bahn Rhein-Ruhr: Bahn zieht positive Bilanz

31.01.11 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg

Ein gutes Jahr nach der Einführung des neuen Fahrplankonzeptes der S-Bahn Rhein-Ruhr zieht die Deutsche Bahn eine positive Bilanz. Insbesondere die Inbetriebnahme von 84 Neubaufahrzeugen vom Typ ET 422 haben für eine nachhaltige Verbesserung der Qualität gesorgt. Durch neue Linienführungen wurde der Betrieb am Düsseldorfer Hauptbahnhof stabilisiert.

Die Pünktlichkeit konnte auf den Linien, die von den ET 422 betrieben werden, auf etwa 95% gesteigert werden. Auf den noch mit x-Wagen befahrenen Linien lag sie bei 93%. Selbst das Schneechaos in der Weihnachtswoche konnte der S-Bahn nur bedingt etwas anhaben: Auch in dieser Zeit kamen etwa 80% der Züge pünktlich am Ziel an.

„Wir freuen uns, dass es uns durch beträchtliche Investitionen und das neue S-Bahn-Konzept gelungen ist, diesen Qualitätssprung zu erreichen“, betonte Thorsten Siggelkow, Geschäftsleiter der S-Bahn Rhein-Ruhr. „Wir nehmen dies als Ansporn, wo immer möglich unsere Leistungen weiter zu verbessern.“

Das größte Problem bei der Umstellung auf ET 422 dürfte die Kapazitätssenkung sein. Die Linien S 2, S 3, S 4 und S 5 werden nicht mehr mit vier x-Wagen, sondern mit einem Triebzug bedient. Dadurch gehen – je nach Zählweise – zwischen dreißig und vierzig Prozent an Sitzplatzkapazität verloren.

Während das auf den Linien S 2 , S 3 und S 5 noch relativ unkritisch ist, könnte es auf der S 4 nach der vollständigen Umstellung zu einem ernsthaften Problem werden. Insbesondere zur Hauptverkehrszeit ist diese Linie besonders stark frequentiert. Verkehrlich gesehen ist sie wohl am ehesten als Teil der Dortmunder Stadtbahn zu betrachten – dort aber fahren die Züge alle zehn Minuten und nicht nur, wie die S 4, alle zwanzig Minuten.

Die Umstellung auf Doppeltraktion ist aufgrund der komplizierten Bahnanlagen im Bahnhof Unna-Königsborn nicht so ohne weiteres möglich. Die Bahnsteige wurden fast alle in den 80er Jahren exakt auf lokbespannte x-Wagenzüge ausgelegt. Im Laufe des ersten Halbjahres 2011 werden die x-Wagen dort komplett verschwinden. DB Regio NRW, VRR und die Stadt Dortmund werden dort kurzfristige Lösungen finden müssen.

Anders sieht es auf den Linien aus, die in Doppeltraktion betrieben werden. Das betrifft vor allem die tragenden Ost-West-Linien S 1 und S 8. Die S 1 wurde von Düsseldorf bis Solingen verlängert und hat den Südast der ehemaligen S 7 übernommen. Der Nordast wird von der zum Terminalbahnhof am Düsseldorfer Flughafen verlängerten S 11 befahren.

S 6 und S 8 sind in Düsseldorf wieder zu planmäßigen Anschlüssen geworden, sie halten nun am selben Bahnsteig. In der Hauptverkehrszeit fährt die neue Linie S 68 von Langenfeld (Rhein) nach Wuppertal-Vohwinkel. Sie verstärkt S 6 bzw. S 8 rund um Düsseldorf zu einem Zehnminutentakt.

Es gab jedoch auch Angebotskürzungen. So fährt die S 8 zwischen Wuppertal-Oberbarmen und Hagen nur noch zwei mal in der Stunde und das zudem auch in einem sehr „holprigen“ 20-40-Minutentakt. Für die S 5 ist die Bezeichnung S-Bahn eigentlich nicht mehr passend. Der Stundentakt zwischen Hagen und Dortmund wird nur zwischen Witten und Dortmund zum Halbstundentakt verdichtet.

Die Linien S 6 und S 68 sollen in einigen Jahren auf Neubaufahrzeuge vom Typ ET 430 umgestellt werden. Bis dahin werden die x-Wagen endgültig ins Museum und zum Rohstoffverwerter wandern. Voraussetzung ist aber, dass der Verkehrsvertrag zwischen DB Regio NRW und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr nicht gekippt wird: Am 8. Februar wird das Urteil des Bundesgerichtshofes erwartet.

Beobachter gehen davon aus, dass der Vertrag für nichtig erklärt wird, entweder vollständig oder nur im Hinblick auf die Linien S 5 und S 8. Eine Einigung zwischen DB Regio NRW und Beschwerdeführer Abellio Rail wurde vom Bundeskartellamt unterbunden.

Doch selbst wenn der Verkehrsvertrag nicht gegen (nationales) Wettbewerbsrecht verstoßen sollte, hat der Privatbahnverband Mofair bei der Europäischen Kommission einen Verstoß gegen das Beihilferecht angezeigt. Dort vertritt man die Auffassung, dass der Vertrag eine Überkompensation zugunsten der DB enthalte. So droht auch von dieser Seite her Ungemach. Es bleibt also spannend.

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