Pro Bahn fordert Ausschreibung der S-Bahn Berlin und unabhängiges Schienennetz
14.01.11 (Allgemein) Autor:Sven Steinke
In einer heute erschienenen Pressemeldung weist der Fahrgastverband Pro Bahn im Zusammenhang mit den anhaltenden Problemen der S-Bahn Berlin daraufhin, dass es die Bundesländer selber in der Hand haben, für mehr Transparenz bei den Ursachen für die Probleme in ihrem bestellten Nahverkehr zu sorgen und somit eine schnelle Beseitigung der Probleme zu erreichen.
Der Bundesvorsitzende von Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, ist der Meinung, dass der Berliner Senat ein gerütteltes Maß an Mitverantwortung für das Desaster bei der S-Bahn Berlin trägt. Weiter sagt er, dass der Senat die Chance gehabt hätte, zumindest einen Teil der Verkehrsleistungen im Wettbewerb zu vergeben. Er geht davon aus, dass die Öffentlichkeit bei einem anderen Betreiber, über die wahren Ursachen des Chaos, Bescheid wüsste und dass dadurch mehr Fahrgäste als heute ihr Ziel schneller und bequemer erreichen würden. Leider hat sich der Berliner Senat in der Vergangenheit auf die Angebote der Wettbewerber nicht eingelassen und lieber dem Monopolisten Deutsche Bahn vertraut.
Naumann erläutert, dass vor allem die Transparenz wichtig ist, ob die Fahrzeuge oder das Schienennetz Ursache der Probleme waren. Triebfahrzeugführer der Deutschen Bahn und der S-Bahn Berlin bekämen leider eine Art Maulkorb von dem integrierten Bahnkonzern aufgesetzt. Bei anderen Bahnunternehmen können Lokführer Informationen über Mängel am Schienennetz der Deutschen Bahn der Öffentlichkeit mitteilen und somit für eine schnelle Beseitigung der Netzprobleme sorgen.
Laut Neumann muss der Druck auf den Schienennetz-Betreiber genauso funktionieren, wie der Druck auf die öffentliche Hand bei der Beseitigung von Schlaglöchern. Nur die unabhängigen Wettbewerber der Deutschen Bahn reden Klartext über die Mängel des Schienennetzes. So hat in den letzten Tagen die NordWestBahn eine umfassende Erklärung über die Mängel auf dem Schienennetz der Deutschen Bahn abgeliefert. Auf einer einzigen Linie am Niederrhein wurden im letzten Jahr über 1.500 Störungen durch die Infrastruktur gezählt.
Der Fahrgastverband PRO BAHN hält eine Herauslösung des Schienennetzes aus dem international aktiven Logistikkonzern für unabdingbar. Unter dem Dach der jetzigen Konzernholding können Gewinne der subventionierten Infrastrukturtöchter einfach zweckentfremdet werden. Naumann ist sich sicher, dass durch die Beauftragung anderer Unternehmen als die Deutschen Bahn im Nahverkehr zumindest die Mängel im Netz und die Zweckentfremdung der Mittel teilweise an den Tag kommen und eingegrenzt werden können.
Zusätzlich sieht Neumann durch den Wettbewerb im Nahverkehr einen Vorteil in der Fahrzeugtechnik, weil dadurch die Innovation und Kreativität gefördert wird. Die Anschuldigungen der Deutschen Bahn gegen die Hersteller, die nur das gebaut haben, was in Lastenheften der Deutschen Bahn verlangt wurde, helfen den Fahrgästen nicht weiter.
Er hält die Fahrzeugprobleme für eine typische Folge von mangelndem Wettbewerb. Der Wintereinbruch im Dezember habe gezeigt, dass die Fahrzeuge der Wettbewerber meist wintertauglicher als die der Deutschen Bahn sind. Aber er betonte zusätzlich, dass die Deutsche Bahn meist wesentlich besser ist, wenn sie sich die Verkehrsleistungen vorher im Wettbewerb erkämpfen musste.
Naumann wirft dem Berliner Senat vor, dass er hätte wissen müssen auf welches Desaster er sich einlässt, wenn er die Verkehrsleistungen ohne Ausschreibung an ein monopolistisches Unternehmen vergibt, dass ihm nicht gehört. Damit spricht er aber auch andere Aufgabenträger an, die sich mit Ausschreibungen bisher sehr zurückgehalten haben. Wettbewerb hält er für keinen Selbstzweck, sondern für ein effektives Mittel zur Qualitätsverbesserung, viele Besteller hätten dieses bereits gezeigt.