Doppelstockwagen für den Fernverkehr bestellt
13.01.11 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg
Was bereits seit einigen Wochen immer lauter durchgedrungen ist, hat die Bahn gestern offiziell bestätigt: Sie wird bei Bombardier Transportation 135 Doppelstockwagen und 27 Elektrolokomotiven vom Typ 146.2 bestellen und im Fernverkehr einsetzen. Das neue Rollmaterial soll die veralteten Züge aus den Zeiten der Deutschen Bundesbahn ablösen.
Die Züge sollen bis zu 160 Stundenkilometer schnell sein. Pro Zug sind ein Steuerwagen, drei Mittelwagen zweiter Klasse und ein Mittelwagen erster Klasse vorgesehen. Sie werden den Standards der heutigen ICE entsprechen. So wird es an jedem Doppel- bzw. Einzelsitz eine Steckdose geben, Mobilfunkrepeater sorgen für einen besseren Empfang. Die Beinfreiheit ist in beiden Klassen mindestens so groß wie im ICE. Mit zehn Fahrradstellplätzen ist auch die Fahrradmitnahme in den Zügen gesichert.
In jedem Wagen wird es sechs große Ablagen und zusätzlich Stauraum auf der Zwischenebene für Gepäck geben. Im Mehrzweckbereich des Steuerwagens ist unter anderem Platz für Kinderwagen und Sportgeräte. Im Steuerwagen ist auch ein extra Familienbereich mit acht Sitzplätzen an zwei Tischen sowie zusätzlichem Platz für Gepäck und zum Spielen vorgesehen.
Das gastronomische Angebot ist durch ein mobiles Service-Konzept gewährleistet: Die Bedienung der Gäste findet im ganzen Zug direkt am Platz statt – in der 1. wie in der 2. Klasse. Eine deutliche Verbesserung wird es auch bei der Fahrgastinformation geben: Alle Wagen werden über Deckenmonitore mit Reise- und Anschlussinformationen in Echtzeit verfügen.
Besonders für mobilitätseingeschränkte Kunden wird das Reisen mit den neuen Doppelstockzügen einfacher: Im Einstiegsbereich wird es taktile Orientierungshinweise geben, im Fahrgastraum werden die Platznummern auch in Brailleschrift angezeigt und zur Begrenzung des Laufweges wird von Treppe zu Treppe ein Leitstreifen angebracht. Die Steuerwagen verfügen über eine fahrzeuggebundene Einstiegshilfe. Damit sind die beiden Rollstuhlplätze barrierefrei zu erreichen.
Ulrich Homburg, Vorstand für Personenverkehr: „Das neue Fahrzeugkonzept kommt vorrangig im sogenannten Randnetz zum Einsatz. Dort wollen wir in den kommenden Jahren durch neue Fahrzeuge mit hohem Komfort neue Kunden auf IC-Linien mit schwächerer Nachfrage gewinnen. Damit sichern wir auch zukünftig ein umfassendes flächendeckendes Fernverkehrsangebot.“
Das Thema ICx dürfte damit bis auf weiteres vom Tisch sein. Ursprünglicher Plan war, im Rahmen der unter dem Arbeitstitel ICx laufenden Triebzüge sowohl für den Ersatz der heutigen InterCity als auch für die ICE-Generationen 1 und 2 zu nehmen. Zuletzt waren die Verhandlungen mit dem Hersteller Siemens aber ins Stocken geraten.
Unseren Informationen zufolge sollen die Züge zunächst vermehrt auf dem Trierer Nordsee-InterCity von Luxembourg an die Nordsee eingesetzt werden. Diese Linie war zuletzt auf den Abschnitten an der Mosel und im Emsland immer wieder im Zusammenhang mit potentiellen Einstellungen genannt worden.
Fahren könnte möglicherweise sogar tatsächlich DB Regio im Auftrag von DB Fernverkehr. Darüber hinaus strebt man bei der DB, anders als einst beim InterRegio, nicht die Einstellung unretabler Linien an, sondern spekuliert auf eine finanzielle Beteiligung durch die Aufgabenträger. Der InterCity könnte daher in einigen Jahren im neuen Erscheinigungsbild auf ausgewählten Relationen auch mit Verbund- und Nahverkehrsfahrscheinen nutzbar sein.
Bild: Deutsche Bahn AG