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Erster Erfahrungsbericht von der neuen Rheingau-Linie

19.12.10 (Allgemein) Autor:Sven Steinke

Seit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2010 betreibt die VIAS GmbH die Linie SE 10 zwischen Frankfurt und Neuwied über Wiesbaden, Rüdesheim und Koblenz. Die neue Linie ersetzte die früheren Linien RE 10 und RB 10 die von der DB Regio Hessen mit veralteten und lauten ehemaligen Silberlingen betrieben wurden. Zeit um eine Woche nach dem Betriebsstart das neue Angebot zu testen.

Ausgangspunkt der Testfahrt war Neuwied. Die Kreisstadt im Norden von Rheinland-Pfalz erhält durch die neue Rheingau-Linie erstmals drei Verbindungen pro Stunde nach Koblenz. Außerdem wird die Verbindung in das untere Rheintal wesentlich attraktiver, heute kann man zum Beispiel aus der 65.000 Einwohnerstadt ohne Umsteigen direkt nach Rüdesheim fahren. Früher musste in der Relation generell in Koblenz mit bis zu 30 Minuten Wartezeit umgestiegen werden.

In Neuwied mussten die Fahrgäste recht lange auf den neuen Zug warten, da bereits die Vorleistung sehr verspätet war. Kurz nach der Abfahrt entschuldigte sich das freundliche Personal für die Verspätung von 35 Minuten und verteilte Taschenfahrpläne der neuen Rheingau-Linie. Grund waren übrigens technische Störungen an dem neuen Fahrzeug.

Über die Rheinbrücke bei Urmitz ging es dann Richtung Koblenz, wo der vierteilige Triebzug vom Typ FLIRT auch an der gerade im Bau befindlichen Station Koblenz Stadtmitte vorbei fuhr, die er ab April auch bedienen soll. Erst am Koblenzer Hauptbahnhof stiegen viele Fahrgäste in den neuen Zug, jeder fand einen Sitzplatz, keiner musste stehen.

Über die Horchheimer Rheinbrücke wechselte der Zug dann wieder auf die rechte Rheinseite. Bis zum Wiesbadener Hauptbahnhof bedienen die neuen Triebzüge alle Zwischenhalte mindestens im Stundentakt. Die Fahrgäste waren von den modernen, leisen und niederflurigen FLIRTs begeistert. Der Einstieg erfolgt jetzt an vielen Stationen ebenerdig und die Wartenden auf den Bahnsteigen brauchen sich nicht mehr die Ohren wegen laut quietschender Klotzbremsen zu zuhalten.

Im weiteren Verlauf der Fahrt stiegen viele Fahrgäste in den neuen Zug ein, viele nutzten die komfortablen Triebzüge um die Weihnachtsmärkte in den größeren Städten entlang der Strecke zu besuchen. Im Zulauf auf die Städte Rüdesheim und Wiesbaden mussten dann doch einzelne Fahrgäste stehen, weil alle Sitzplätze belegt waren. Die Fahrgastinformation erfolgte leider nur visuell, eine akustische Ansage der Zwischenhalte blieb leider aus.

Platz nehmen die Fahrgäste jetzt nicht mehr auf durchgesessenen, siffigen und Matratzen ähnlichen Sitzbänken, sondern auf sauberen und bequemen Einzelsitzen. Diese stehen in Reihen- und Vis-à-vis Anordnung zur Verfügung. Die neuen Züge sind klimatisiert und bieten über den ganzen Zug verteilt an einigen Sitzplätzen Steckdosen, an denen beispielweise Laptops betrieben werden können. Nach Beendigung des Fahrgastwechsels schließen die Türen automatisch, womit es den Fahrgästen nicht mehr zieht während der Zug am Bahnsteig steht. Außerdem ist kein Kraftsport mehr erforderlich, um die Türen zu öffnen, jetzt reicht ein einziger Knopfdruck. An jeder Tür befindet sich ein Mehrzweckabteil mit Platz für Kinderwagen, Fahrräder, Rollstühle und schweres Gepäck.

Während der Fahrt sauste der neue FLIRT schwungvoll durch die vielen Kurven entlang des Rheintals. Nach St. Goarshausen fuhr er entlang der Loreleystatue und den weltbekannten Felsformationen für die das mittlere Rheintal so bekannt ist. Vorbei an Schlössern und Burgen geht es weiter über Kaub, Rüdesheim und dem Namensgeber der Linie, dem Rheingau, in den Kopfbahnhof der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Hier erreichen die Fahrgäste den Knoten zur Minute 30 und damit viele Anschlüsse mit kurzer Umsteigezeit. Zum Beispiel die S-Bahn zum Flughafen oder die Regionalbahn nach Darmstadt und Aschaffenburg.

Nach dem Kopfmachen konnte der Triebfahrzeugführer eine Reduktion der Verspätung auf 30 vermelden. Nun wird die Rheingau-Linie zum Expresszug, da die Zwischenhalte von der S-Bahn bedient werden. Zwischen Wiesbaden und Frankfurt werden nur die Halte Mainz-Kastel und Frankfurt-Höchst bedient. Etwas mehr als 30 Minuten dauert die Fahrt von Wiesbaden in die Mainmetropole. Dort angekommen konnte die Verspätung auf 25 Minuten reduziert werden.

Fazit: Die VIAS bietet auf der rechten Rheinstrecke ein sehr attraktives Nahverkehrsangebot, das derzeit von einzelnen Fahrzeugstörungen getrübt wird. Diese sollen allerdings mit der recht späten Auslieferung durch den Hersteller der Fahrzeuge zusammenhängen.

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