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Erster Erfahrungsbericht vom neuen Main-Sieg-Express

19.12.10 (Allgemein) Autor:Sven Steinke

Seit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2010 betreibt die Hessische Landesbahn (HLB) die Linie RE 40/RE 99 zwischen Frankfurt und Siegen über Friedberg, Gießen und Dillenburg. Zusätzlich wird montags bis freitags überwiegend ein Zugteil als RB 30 nach Marburg angeboten. Zuvor wurde die Linie von DB Regio Hessen mit Doppelstockwagen und ehemaligen Silberlingen betrieben. Zeit um eine Woche nach dem Betriebsstart das neue Angebot zu testen.

Die Testfahrt begann in der Mainmetropole Frankfurt, wo die Vorleistung gleich mit 30 Minuten Verspätung und pöbelnden Fußballfans eintraf. Die Hinterlassenschaften wurden während der Wendezeit nicht entfernt, sodass sich der Zug bestehend aus einem drei- und fünfteiligen Triebzug vom Typ FLIRT, in einem sehr verdreckten Zustand auf die Reise Richtung Siegen machte.

Der Laufweg der im Zweistundentakt verkehrenden Linie hat sich durch den neuen Betreiber nicht geändert, nur die Fahrzeiten wurden im Minutenbereich angepasst. Die Linie hat jetzt zwischen Frankfurt und Gießen die gleiche Fahrplantrasse wie der Main-Weser-Express, der um eine Stunde versetzt verkehrt.

Die Ausfahrt aus dem Frankfurter Kopfbahnhof verlief sehr laufruhig und pünktlich. Vorbei am Frankfurter Messegelände und Bad Vilbel fährt die Linie ohne Halt bis Friedberg, wo durch einen optimierten Anschlussknoten, kurze Anschlüsse in vielen Richtungen gewehrt werden können. Anschließend geht weiter ohne Halt bis zur Universitätsstadt Gießen.

In Gießen angekommen hat der Zug mehrere Minuten Aufenthalt, um zu wenden. Montags bis freitags wird hier außerdem in vielen Zeitlagen ein als RB 30 gekennzeichneter Zugteil in Richtung Marburg abgetrennt. Viele Fahrgäste, die in Frankfurt auf den Abfahrtsplänen die kleine Fußnote „fährt nur werktags außer samstags“ übersehen haben, suchten an diesem Samstag vergeblich den Zugteil Richtung Marburg. Ihnen blieb nichts anderes übrig als auf den 30 Minuten später verkehrenden Mittelhessen-Express zu warten.

Weiter Richtung Siegen wird zusätzlich der alte RE 9 auf dem Teilstück zwischen Gießen und Siegen mit bedient, so entsteht auf dem Abschnitt ein Stundentakt der am Wochenende doch erhebliche Lücken aufweist. Die Züge zwischen Siegen und Gießen haben in Gießen Anschluss an den Main-Weser-Express Richtung Frankfurt, womit auf der gesamten Strecke Siegen – Frankfurt ein schnelles Expressangebot im Stundentakt zur Verfügung steht.

Nach dem Kopfmachen in Gießen fährt der Zug weiter über Wetzlar, Herborn, Dillenburg und Haiger nach Siegen. Unterwegs durchfahren die neuen FLIRTs schwungvoll die vielen Kurven des Dilltals. Während der Fahrt waren die Triebzüge nur mittelmäßig besetzt, sodass alle Fahrgäste sofort einen Sitzplatz faden und nicht stehen mussten. An jeder Tür befindet sich ein Mehrzweckabteil mit Platz für Kinderwagen, Fahrräder, Rollstühle und schweres Gepäck.

Im Gegensatz zu den Fahrzeugen des Altbetreibers, sind die neuen durchgehend klimatisiert und barrierefrei. An vielen Stationen erfolgt der Einstieg ebenerdig. Die zum Teil eingesetzten lauten und klotzgebremsten Silberlinge gehören jetzt der Vergangenheit an. Zum öffnen der Türen muss kein Kraftsportseminar mehr besucht werden, es reicht wie bei den zum Teil eingesetzten Doppelstockwagen ein Knopfdruck. Die neuen Fahrzeuge verfügen über bequeme Sitze in Reihen- und Vis-á-Vis Bestuhlung. Über den ganzen Zug verteilt, finden sich an einigen Sitzplätzen Steckdosen, an denen zum Beispiel ein Laptop betrieben werden kann.

Bis kurz vor Siegen verlief die Fahrt pünktlich und ohne Verzögerungen. Vor Siegen kamen die neuen Triebzüge allerdings wenige Minuten zum stehen, weil erst ein verspäteter Gegenzug den eingleisigen Giersberg-Tunnel passieren musste. In Siegen kam der Zug dann mit wenigen Minuten Verspätung an, wo viele Fahrgäste auf dem langen Weg zum knappen Anschluss nach Köln rennen mussten.

Die Aufgabenträger hatten vor dem Fahrplanwechsel zugesichert, dass dieser Anschluss gesichert sei, dass dem nicht so ist beweisen die vielen Kommentare der letzten Tage in unserem Eisenbahnjournal. Wie berichtet wurde, warten die Hessische Landesbahn und DB Regio Rheinland nicht eine Minute aufeinander, sodass viele Reisende auf dem ehemals durchgehenden RE 9 nur noch die Rücklichter ihres Anschlusses in Siegen sahen.

Fazit: Durch den neuen Main-Sieg-Express wird das Angebot verbessert da jetzt durchgehend barrierefreie und klimatisierte Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Gegenüber den früher eingesetzten Doppelstockwagen ist der Qualitätssprung allerdings nicht all zu hoch. Der größte Nachteil ist der knappe Anschluss in Siegen Richtung Köln mit langen Wegen und keiner Sicherung bei Verspätungen, die Reisenden ärgern sich bereits jetzt über den Rückschritt auf dem früher teilweise durchgehenden RE 9.

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