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S21-Schlichtung: VCD zieht Zwischenbilanz

07.11.10 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg

Nach drei Schlichtungsterminen ist es Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Der Verkehrsclub Deutschland e.V. gehört seit eh und je zu den Projektgegnern und war maßgeblich an der Vorlage des Alternativkonzeptes Kopfbahnhof 21 beteiligt. So zieht man auch diesmal den Schluss, dass die Projektbefürworter den Nachweis, dass der unterirdische Durchgangsbahnhof leistungsfähiger sei, nicht führen konnten.

Auch die Sinnhaftigkeit der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm, ohne die Stuttgart 21 völlig sinnlos wäre, ist nach Ansicht des VCD nicht erwiesen. VCD-Chef Michael Ziesak: „Das vorgelegte Betriebskonzept lässt nicht erkennen, dass zukünftig mehr Züge fahren können als heute. Eine belastbare Fahrplansimulation zur Spitzenbelastung im Berufsverkehr liegt nach 16 Jahren Planung nicht vor und soll erst jetzt zusammengestrickt und im Rahmen der Schlichtung nachgereicht werden. “

Tatsächlich ist es ein immer wiederkehrendes Muster beim Bau von Schnellfahrstrecken in Deutschland, dass zuerst gebaut wird und ein Fahrplan erst unmittelbar vor der Inbetriebnahme erstellt wird. Das Credo „Der Fahrplan bestimmt die Infrastruktur“ ist in Deutschland umgekehrt worden, mit unangenehmen Folgen für die Fahrplanschreiber und die Stellung der Eisenbahn im Wettbewerb der Verkehrsträger.

Auch der Baden-Württembergische Landesvorsitzende Matthias Lieb steht Stuttgart 21 nach wie vor skeptisch gegenüber: „Bei den Gesprächen wurde erneut deutlich, wie viele Macken und Engstellen – und wie wenig Vorteile –Stuttgart 21 und die Neubaustrecke haben. So ist selbst der Nutzen für den Fernverkehr relativ gering: Die DB AG geht von zwei Millionen zusätzlichen Fahrgästen aus. Das sind pro Tag lediglich 5 500 zusätzliche Fahrgäste. Die könnten aber in nur fünf zusätzlichen ICE-Zügen pro Richtung befördert werden.“

„Das gesamte Projekt wird mehr als zehn Milliarden Euro kosten – Ausgaben, die sich größtenteils aus Steuergeldern zusammensetzen und so wenig zusätzliche Fahrgäste absolut nicht gerechtfertigt sind. Denn gleichzeitig werden an anderer Stelle sinnvollere Projekte mangels Finanzierbarkeit blockiert.“

Viel wichtiger, da sind sich die Projektgegner einig, sei der viergleisige Ausbau der Rheintalbahn von Karlsruhe nach Basel. Dadurch würde dem steigenden Güterverkehrsaufkommen Rechnung getragen werden und nach der Fertigstellung des Gotthard-Basistunnels könnte es auch auf deutscher Seite weiter gehen. Die Schweiz hat bereits damit gedroht, aus Deutschland kommende LKW-Frachten zwangsweise auf die Schiene zu verladen.

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