Bahngipfel im Niedersachsen: Y-Trasse und Heidebahn kommen
02.11.10 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg
Auf dem gestrigen Bahngipfel in Niedersachsen einigten sich Ministerpräsident David McAllister (CDU) und Bahnchef Rüdiger Grube auf den Bau der Y-Trasse und die Ertüchtigung der Heidebahn, jedoch ohne zweigleisigen Ausbau und ohne Elektrifizierung. Der Nutzen für den Güterverkehr ist gering. Dabei hat Niedersachsen als maritimes Bundesland heute schon mit dem wachsenden Güterverkehrsaufkommen zu kämpfen.
Bereits vor einiger Zeit wurde zwischen der LNVG, dem Aufgabenträger für den SPNV, und der DB Regio AG eine Vereinbarung über eine höhere Zugbegleitquote getroffen. Damit soll die subjektive Sicherheit für Fahrgäste, insbesondere zur Tagesrandlage, verbessert werden.
Viel wichtiger ist jedoch der Güterverkehr. Ministerpräsident McAllister mahnte den Ausbau der Strecke Oldenburg-Wilhelmshaven an – dieser muss zur Inbetriebnahme des Jade-Weser-Ports abgeschlossen sein. McAllister: „Bei der Bewertung der Bedeutung der Hafenhinterlandanbindungen gibt es einen großen Konsens zwischen der DB AG und dem Land. Die besten Häfen nützen nichts, wenn Güter nicht effizient an – und abtransportiert werden können.“
Wie es jedoch ab Oldenburg weitergehen kann, ist fraglich. Der Knoten Bremen ist heute schon überlastet und die Y-Trasse bringt, entgegen anderslautender Behauptungen, nur einen verschwindend geringen Nutzen für den Güterverkehr. Beim Seehafenhinterlandverkehr aus Hamburg, der ebenfalls durch Niedersachsen rollen muss, gibt es überhaupt keine Ideen, dabei hat das Umweltbundesamt bereits einige Vorschläge auf den Tisch gelegt, wie z.B. einen Güterbypass über bestehende Strecken der Osthannoverschen Eisenbahn.
Vor allem die Pläne, den Bahnhof Lüneburg als zweigleisiges Nadelöhr zu belassen, indem ein geplantes drittes Gleis in Anbindung nach Lüneburg West mündet, wird dem steigenden Trassenbedarf durch zusätzliche Güterzüge und eine Ausweitung des Metronomangebotes nicht gerecht. Auch der geplante kurzzeitige Verzicht auf die Brückenausweitung für mögliche Viergleisigkeit in einigen Jahren schafft schlechte Voraussetzungen.
Zumindest von Hamburg bis Uelzen ist ein dreigleisiger, auf lange Frist viergleisiger Ausbau auf Dauer unvermeidlich. Erst dort beginnt sich der Hamburger Seehafenhinterlandverkehr zu teilen: Auf die Amerikastrecke Richtung Stendal und Richtung Hannover. Der zweigleisige Ausbau der Amerikastrecke ist jedoch im Verkehrswegeausbauplan nach wie vor zurückgestellt.
Und so bleibt es bei Ankündigungen und Sprechblasen. Einen Masterplan für das in den nächsten Jahren stark steigende Güterverkehrsaufkommen gibt es nicht. Und so werden LKW unsere Autobahnen und Güterzüge unsere unterdimensionierten Schienen verstopfen, während Prestigebauten wie die Y-Trasse einen – wenn überhaupt – nur symbolischen Beitrag zur Problemlösung leisten.