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Zwischenbilanz – 9 Monate NordWestBahn am Niederrhein

01.10.10 (Allgemein) Autor:Sven Steinke

Am 25. September 2010 hat PRO BAHN Niederrhein zu einer Podiumsdiskussion in Kempen eingeladen, dabei wurde eine Zwischenbilanz zu 9 Monaten NordWestBahn (NWB) am Niederrhein gezogen. Im Dezember 2009 hatte das Tochterunternehmen der Veolia Verkehr, Stadtwerke Osnabrück und Verkehr und Wasser Oldenburg den Betrieb auf den Linien RE 10 Düsseldorf – Kleve und RB 31 Duisburg – Xanten nach gewonnener Ausschreibung übernommen. Anwesend war neben einem Vertreter des VRR auch der Geschäftsführer der NordWestBahn Martin Meyer-Luu.

Die Qualität hat sich insgesamt verbessert, vorallem die sauberen Fahrzeuge und freundlichen Kundenbetreuer finden viele Fahrgäste gegenüber dem Altbetreiber DB Regio wesentlich besser. Aber in den Punkten Kapazität und Pünktlichkeit gibt es noch einigen Nachholbedarf. Was man aber der NordWestBahn nicht anlasten kann.

Bei sechs von zehn Verspätungen ist die mangelhafte Infrastruktur als Grund zu nennen, woran die NWB allerdings nichts ändern kann. Sie kann die Störungen nur jedes Mal bei der Deutschen Bahn melden. Die DB Netz bewirtschaftet die beiden Strecken und ist in der Pflicht, für die hohen Trassenentgelte eine zuverlässige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Wenn die NordWestBahn aufgrund von Infrastrukturproblemen Verspätungen bekommt, muss sie aber ab einen bestimmten Wert mit Strafzahlungen des VRR rechnen, obwohl sie auf diese Art von Verspätungen keinen Einfluss hat. Auf dem RE 10 zwischen Düsseldorf und Kleve führen in den meisten Fällen BÜ-Störungen zu Verspätungen, gefolgt von Störungen an Signalen, Weichen und Stellwerken. Dazu kommen noch Langsamfahstellen und Bauarbeiten. Bei der Linie RB 31 Duisburg – Xanten sorgen Signalstörungen am häufigsten für Verspätungen. Gefolgt von Bauarbeiten und Langsamfahrstellen.

Ein weiterer Grund für Verspätungen auf dem RE 10 sind hohe Fahrgastwechselzeiten in der Hauptverkehrszeit. Teilweise steigen in den Spitzenzügen 200 Fahrgäste in Kempen zu. Hier ist der VRR der Schuldige, der für die Verkehrsleistungen in der Ausschreibung zu wenig Kapazitäten vorgegeben hat und keinen Einfluss für mehr Türen pro Triebzug genommen hat. Kleinere Veränderungen am Fahrplan und Kundenbetreuer die die Reisenden besser auf die drei Triebwagen verteilen sollen für Abhilfe sorgen.

Die NordWestBahn räumte außerdem ein, dass der LINT mit nur zwei Türen für besonders lange Fahrgastwechsel sorgt. Leider stand zum Zeitpunkt der Ausschreibung kein anderer Fahrzeugtyp als der LINT zur Verfügung, um sich an der Ausschreibung zu beteiligen. Der Talent, den die NordWestBahn bereits in vielen anderen Netzen einsetzt wurde zu dem Zeitpunkt nicht mehr angeboten.

Die Kapazitätsengpässe bei einigen Zügen auf dem Abschnitt Kempen – Krefeld sind darauf zurückzuführen, dass der VRR in der Ausschreibung die Kapazitäten aus Fahrgastzählungen von 2007 vorgegeben hatte und diese mittlerweile gestiegen sind. Deshalb befinden sich VRR und NWB in Verhandlungen über die Bestellung eines zusätzlichen Triebwagens. Die Kosten könnten dieses Vorhaben allerdings scheitern lassen.

Zusätzliche Probleme sind durch den Auffahrunfall in Geldern entstanden, bei dem vier der zehn abgestellten Triebzüge so stark beschädigt wurden, dass sie bis zu zwei Jahre Instandgesetzt werden müssen. Zur Überbrückung dieses Engpasses wurden vier Triebzüge vom Typ Desiro angemietet, allerdings stehen sie nur noch bis November für Fahrten auf den Linien RB 31 und RB 43 zur Verfügung.

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