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ZRL: Aktueller Stand Reaktivierung Brilon Stadt

31.10.10 (Allgemein) Autor:Sven Steinke

In den Unterlagen zur nächsten Verbandsversammlung am 5. November 2010 informiert der Zweckverband Ruhr-Lippe (ZRL) über den aktuellen Stand zur Reaktivierung der Strecke Brilon Wald – Brilon Stadt für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Zusätzlich wird über das zukünftige Betriebskonzept und weitere Maßnahmen informiert. Am 3. September 2009 ist die Reaktivierung der neun Kilometer langen Strecke zwischen Brilon Wald und Brilon Stadt die derzeit nur im Güterverkehr genutzt wird, von der Verbandsversammlung des ZRL beschlossen worden.

In Brilon hat man bereits mit der Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes begonnen. Anschließend wird ein neuer Busbahnhof direkt am geplanten Bahnsteig entstehen. Hierbei wird einer optimalen Bahn/Bus-Verknüpfung ein großer Stellenwert eingeräumt. Wie auch schon an anderen Stationen sollen die Busse teilweise direkt neben den haltenden Zügen am selben Bahnsteig auf Fahrgäste warten.

Die Planungen von DB Netz und DB Station und Service zum Bau des Bahnsteiges sind schon sehr weit fortgeschritten, derzeit sind nur noch Detailfragen bezüglich des Bahnsteigdaches offen. Die Pläne sollen im November beim Eisenbahnbundesamt zur Genehmigung eingereicht werden.

An der eigentlichen Strecke ist der Umbau eines Bahnüberganges notwendig. Beim Gudenhagener Tunnel laufen derzeit noch Untersuchungen zur Standfestigkeit. Hier ist noch nicht absehbar welche Ergebnisse die Untersuchung hervorbringt und welche Folgen sich daraus ergeben.

In Bestwig muss der bestehende Mittelbahnsteig durch einen neuen Außenbahnsteig ersetzt werden, da sonst zu viele betriebliche Zwänge zusammen mit dem vorgesehenen Flügelzugkonzept vorliegen. Außerdem kann dann die Aufsicht entfallen, die bei Zügen die auf dem Hausbahnsteig Gleis 1 einfahren, aufpassen muss, dass sich keine Reisenden auf Gleis 2 befinden. Anfang 2011 soll mit diesen Maßnahmen im Rahmen der Modernisierungsoffensive des Landes Nordrhein-Westfalen (MOF 2) begonnen werden.

Die Finanzierung dieser Maßnahmen ist bereits gesichert und die notwendigen Arbeiten sollen bis Ende 2011 abgeschlossen sein. Derzeit wird allerdings noch der Bau einer Kreuzungsstelle in Bigge gefordert. Diese soll in einer zweiten Stufe zur Betriebsaufnahme der bevorstehenden Ausschreibung des Sauerland-Netz bis Ende 2016 realisiert werden. Die Kreuzungsstelle ist wichtig, weil somit auf der oberen Ruhrtalbahn über die ganze Woche ein einheitlicher Fahrplan mit einem Halbstundentakt zwischen Brilon Wald und Fröndenberg angeboten werden kann. Dadurch entsteht ein leicht merkbarer Takt und die Anschlusssituation zum kommunalen Busverkehr wird verbessert.

Derzeit fährt die Linie RE 57 zwischen Winterberg und Dortmund am Wochenende in einer anderen Zeitlage als wochentags, das liegt daran, dass der Abschnitt Bestwig – Winterberg unter der Woche im Zweistundentakt und am Wochenende im Stundentakt bedient wird. Die einzige Kreuzungsstelle auf dem Abschnitt in Siedlinghausen, macht den anderen Fahrplan am Wochenende nötig. Die obere Ruhrtalbahn kann zwischen Bestwig und Fröndenberg am Wochenende nur in einem unattraktiven 45/15 Takt bedient werden. Das soll sich durch die Verlegung der Kreuzung nach Bigge ändern. Die bisherige Kreuzungsstelle in Siedlinghausen soll für saisonale Züge erhalten bleiben.

Die Kreuzungsstelle ist aber auch die Voraussetzung dafür, dass auch am Wochenende durchgehende Züge zwischen Brilon und Dortmund verkehren können. Zusätzlich wird ein Umlauf gespart, der heute jeweils mehr als 30 Minuten in Winterberg und Dortmund rumsteht. Auch im Knoten Dortmund ergeben sich Probleme durch die veränderte Fahrplanlage am Wochenende, so kann die RB 53 Iserlohn – Schwerte – Dortmund nicht im Halbstundentakt fahren, weil der RE 57 die Fahrplantrasse beansprucht.

Von Behinderteneinrichtungen mit landesweiter Bedeutung wie dem Josephsheim, die sich in unmittelbarer Bahnhofsnähe in Bigge befinden, wird schon seit Jahren mehr Barrierefreiheit am Haltepunkt Bigge gefordert. Der Bahnsteig ist derzeit zu schmal und zu niedrig, Menschen mit Mobilitätseinschränkungen einen angenehmen Einstieg zu bieten. Außerdem wird der Zugang zum Bahnsteig bemängelt. Diese Probleme könnten durch den Bau der Kreuzungsstelle gleich mit beseitigt werden.

DB Netz hat angekündigt, dass durch die neue Kreuzungsstelle die mechanische Stellwerkstechnik auf der gesamten Strecke nach Winterberg ihren Bestandsschutz verliert. Deshalb wäre eine Einbindung der Strecke in das Relaisstellwerk in Bestwig notwendig. Die Kosten dafür werden mit 700.000 € beziffert. Mit den Planungen wurde bereits begonnen. Zusätzlich muss noch eine Kosten-Nutzen-Untersuchung durchgeführt werden.

Die Maßnahme wurde vom Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr bereits in die nächste Finanzierungsvereinbarung aufgenommen und kann somit ab 2015 bei positivem Kosten-Nutzen Faktor aus LuFV-Mitteln des Bundes finanziert werden. Die Maßnahme ist auch in dem Nahverkehrsplan des Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) im Maßnahmenkatalog des KompetenzCenter ITF NRW vorhanden.

Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2011 soll die erste Betriebsstufe mit der Bedienung von Brilon Stadt eingeführt werden. Dazu wird die bereits festgeschriebene Option im Vertrag des Sauerland-Netzes eingelöst. Als Fahrzeuge sollen VT 648 und VT 640 zum Einsatz kommen.

Das Fahrplankonzept sieht unter der Woche vier Direktverbindungen von Brilon nach Dortmund vor, die in Bestwig teilweise mit dem Zug aus Winterberg geflügelt werden. Wiederum sollen nachmittags auch vier Züge unter der Woche mit Flügellung zurück nach Brilon verkehren, von denen drei wieder zurück nach Dortmund fahren. Daneben sind unter der Woche sieben Pendel zwischen Brilon Wald und Brilon Stadt vorgesehen, mit kurzem Anschluss zum/vom RE 17 Kassel – Hagen. Am Wochenende sind fünf Pendel zwischen Brilon und Bestwig vorgesehen. Abends werden zwei Züge von Hagen die heute in Bestwig enden nach Brilon verlängert.

In der zweiten Betriebsstufe, welches die Kreuzungsstelle in Bigge voraussetzt, sind ganztägig stündliche Direktverbindungen ab Brilon nach Dortmund vorgesehen, die in Bestwig jeweils mit dem Zug aus Winterberg vereinigt werden. Dadurch würde ganztägig und die ganze Woche über ein 30 Minutentakt zwischen Brilon Wald und Fröndenberg realisiert. Die zweite Betriebsstufe soll aber erst Ende 2016 nach der erneuten Ausschreibung des Sauerland-Netz in Betrieb gehen.

Wünschenswert finden die Fahrgäste auf der oberen Ruhrtalbahn allerdings noch eine Weiterführung des 30 Minutentaktes nach Dortmund und Hagen durch entsprechende Umsteigemöglichkeiten in Fröndenberg. Dazu würden sich Züge von der Hönnetalbahn anbieten, die dadurch eine Direktverbindung an die nächsten Oberzentren erhalten und somit mehr Fahrgäste anziehen würden.

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