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Bahnchef Grube: „Kein Recht auf Widerstand“

03.10.10 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg

Bahnchef Grubes und seine FaustBahnchef Rüdiger Grube sagte in der Bild am Sonntag, es gäbe „kein Recht auf Widerstand“ gegen das umstrittene Großprojekt Stuttgart 21. Die gewählten Volksvertreter und „niemand sonst“ entscheide über Bau oder Nichtbau von Infrastruktur. „Sonst werden bei uns keine Brücke, keine Autobahn und kein Windkraftpark mehr gebaut.“ Deshalb hält die Deutsche Bahn AG unerschütterlich am Tunnelbahnhof fest.

Was er verschweigt und was von der Bildzeitung nicht hinterfragt wird ist, dass ein nicht geringer Teil der geplanten Neubaustrecke Wendlingen – Ulm noch nicht rechtskräftig planfestgestellt ist. Ohne die Neubaustrecke wäre der Tunnelbahnhof jedoch vollständig hinfällig. Auch die unterirdischen Gleisanlagen in Stuttgart sind, wie der Stern in dieser Woche berichtete, noch nicht vollständig geplant. So seien beispielsweise die Feuerschutzbestimmungen in den Tunneln noch überhaupt nicht vorhanden.

Grünen-Chef Cem Özdemir forderte derweil einen Baustopp: „Kein schwäbischer Häuslebauer würde auf Teufel komm raus am Bau festhalten, wenn ihm klar wird, dass es viel teuer und schwieriger wird als gedacht – und ihm am Ende mehr schadet als nützt.“ Für die am 27. März geplanten Landtagswahlen in Baden-Württemberg sehen Demoskopen derzeit eine grün-rote Mehrheit.

Wirklich unumkehrbar wird Stuttgart 21 natürlich weder durch abgerissene Seitenflügel des Bonatzbaus noch durch gefällte Bäume im Schlossgarten. Solange keine nennenswerten Tunnelvorleistungen gebaut werden, lässt sich das Projekt stoppen. Wie der VCD nachgewiesen hat, würde das durch die Rückabwicklung bestimmter Grundstücksverkäufe auch kostenneutral für den Steuerzahler funktionieren bzw. bestimmte fest vergebe Bauaufträge müssten nicht storniert, sondern für eine Modernisierung des bestehenden Bahnhofes unter dem Alternativkonzept Kopfbahnhof 21 verwendet werden.

Die Projektplaner hoffen, dass sich der Widerstand legen wird, wenn die Seitenflügel erst vollständig abgerissen und die Bäume gefällt sein werden. Ob das passieren wird, bleibt abzuwarten. Sollte es jedoch zu einer schwarz-gelben oder einer großen Koalition kommen, ist ein Baustopp im Frühjahr unwahrscheinlich.

Bild: Deutsche Bahn AG

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