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Stern zu Stuttgart 21: „Nichts als Chaos“

29.09.10 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg

Das Nachrichtenmagazin Stern berichtet in seiner morgen (30. September) erscheinenden Ausgabe über chaotische Zustände bei den Planungen des umstrittenen Großprojektes Stuttgart 21. So sei davon auszugehen, dass ein Großteil der Nah- und Fernverkehrszüge wegen nicht kompatibler Sicherheitstechnik gar nicht in den Tiefbahn fahren könne – Die Bahn streitet alle Vorwürfe ab und gibt an, das Projekt sei seriös geplant.

Der Stern schreibt, bei den Planern herrsche „Chaos und Panik“, so seien relevante Entscheidungen über Leit- und Sicherheitstechnik noch nicht getroffen. Mit einem Radius von nur 405 Zentimetern seien die geplanten Tunnelröhren kaum groß genug um konventionelle Signalsysteme zu installieren.

Verbaut werde das moderne European Train Control System (ETCS), das langfristig dafür sorgen soll, dass zahlreiche nationale Sicherungstechniken in Europa zusammenwachsen – aktuell ist aber davon auszugehen, dass vor allem im Regionalverkehr noch Jahrzehnte vergehen werden, bis ETCS die konventionelle PZB und LZB abgelöst haben wird. Falls ETCS sich auf Strecken von lediglich regionaler Bedeutung überhaupt durchsetzen sollte, was angesichts mangelnder Investitionsmittel für die Schiene fraglich ist.

Ohne ETCS-Tauglichkeit jedoch – so der Stern – sei es nicht möglich, in den unterirdischen Durchgangsbahnhof ein- und auszufahren. Für viele Fern- und vermutlich sämtliche Regionalzüge hieße das: Draußen bleiben! Züge mit Dieseltraktion können den Stuttgarter Hauptbahnhof ohnehin nicht mehr anfahren.

Diese Vorwürfe streitet die Bahn entschieden ab. So seien die Tunnelröhren zwar für einen Radius von 405 Zentimeter planfestgestellt, eine Anpassung sei je nach Bedarf im weiteren Planungsfortschritt jedoch möglich. Anscheinend will man dann einen neuerlichen Planfeststellungsbeschluss erwirken. Über mögliche Verlängerungen der Planungsphase ist in diesem Zusammenhang nicht die Rede.

Auch im Hinblick auf Zugsicherung sagt die Bahn, dass eine vollständige Ausrüstung mit konventionellen Anlagen, also nationaler PZB und LZB, vorgesehen sei – wie die Anlagen untergebracht werden sollten, verraten sie allerdings nicht.

Das alles sei, so die Bahn, im vereinbarten Kostenrahmen bereits enthalten. Preissteigerungen werde es nicht geben. Das sieht der Stern anders. Selbst grundlegende Sicherheitsfragen seien noch immer unbeantwortet, so existiere noch immer kein Brandschutzkonzept. Dazu kommen fachtechnische Auflagen, bei deren Nichterfüllung ein von übergeordneten Stellen angeordneter Baustopp droht. Dazu sagt die Bahn nichts.

Unterdessen erreicht uns die Nachricht, dass gerüchteweise im Schlossgarten noch diese Woche die Baumfällarbeiten beginnen sollen. Nach dem Abriss des Nordflügels geht es nun dort weiter. Der ökonomische Point of no return ist jedoch erst dann erreicht, wenn es nennenswerte Tunnelvorleistungen gibt – und daran ist bis zu den Landtagswahlen im März nicht mal zu denken.

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