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Unwetterschaden in Essen – ein Erlebnisbericht

13.07.10 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg

Vom treuen Zughalt-Leser Marc N.

Endlich! Endlich ist es soweit und ich bin heil in meinem Domizil angekommen. Der Weg dorthin war heute aber durchaus mit einigen Hürden mehr versehen, als es sonst der Fall ist.

Was war los ?

Als ich am heutigen 12. Juli 2010 nach erledigter Arbeit meinen Heimweg antreten wollte, erwartete mich die Dauerbaustelle namens Essen Hauptbahnhof in einem etwas gestressteren Zustand als es mir bislang bekannt war. Eine Bahnhofshalle, die vollkommen mit wartenden, wütenden und in der Grundartikulation deutlich aggresiv auftretenden Menschen gefüllt war, erregte meine Aufmerksamkeit.

Während ich mich um einige weiterführende Informationen bemühte, schlängelte ich mich an einer Gruppe Schülern vorbei. Dort vernahm ich im O-Ton, was mir schon beinahe klar war: „fährt den heute gar kein Zug mehr irgendwohin?“. Die Antwort auf diese Frage schien von rein rhetorischer Natur zu sein.

Die Lautsprecherdurchsagen bestätigten dies (sinngemäß): „Liebe Reisenden der deutschen Bahn AG, wegen schweren Unwetterschäden im Großraumgebiet NRW und daraus resultierenden Problemen mit der Oberleitungsspannung ist ein geregelter Zugverkehr derzeit leider nicht möglich. Bitte weichen sie auf andere Transportmittel aus.“

Gut, von dem Unwetter an sich hatte ich bis dahin nicht sonderlich viel mitbekommen außer einem Schauer und einem kleineren Gewitter. Ein Ausfall des Bahnverkehrs in (fast) ganz NRW schien aber für schlimmere Ausmaße zu sprechen.

Was dann folgte war aber ein Katastrophenmanagement, welches seinen Namen lediglich der Tatsache zu verdanken hat, dass aufgrund dieses Managements letztlich eine „Verschlimmbesserung“ des an sich schon katastrophalen Zustandes erzielt wurde. Der sogenannte „Service Point“ der Deutschen Bahn war mit nur zwei Angestellten – wahrscheinlich für ein normales Kundenaufkommen ausreichend – besetzt. Die sich dort bildenden Schlangen reichten wahrscheinlich zuletzt bis zum Limbecker Platz.

Gut eine Stunde nach dem Totalausfall wurden dann einige Mitarbeiter der Bahnhofsmission mit den notwendigsten Informationen ausgestattet und als „Reisehelfer“ auf das wartende Volk losgelassen. Keine schlechte Idee eigentlich. Vor allem waren sie bemüht die Warteschlangen auf und ab zu gehen um etwaige lösbare Fragen möglichst schnell und effektiv zu bearbeiten. Gelöst wurden die Probleme dann ungefähr so, wie es mit meiner Nachfrage geschah.

Mittlerweile hatte ich aufgeschnappt, die Abellio Rail würde für die Ausfälle Ersatzbusse bereitstellen. Lediglich der Aufenthaltsort dieser ominösen Omnibusse blieb ein Geheimnis.

Ein Blick auf die hiesige Anzeigetafel verriet mir: Nichts. Wozu auch ein modernes gut sichtbares Medium nutzen um sinnvolle Informationen bereitzustellen ? Die logischerweise folgende Frage bei einem Reisehelfer brachte mir folgende Antwort : „Da weiß ich leider auch nichts von. Aber Abellio = EVAG. Gehen sie mal zum EVAG Reisezentrum und fragen sie da nach wo die Scheiße bereitgestellt wird.“ Kompentent. Einfach. Problem gelöst.

Nicht ganz. Die Mitarbeiterin der EVAG empfing mich schon sichtlich genervt mit einem „Was ?“. Meine Frage wo denn die Ersatzbusse der Abellio Rail bereitgestellt würden durfte ich so schon gar nicht zu ende stellen: „Wissen Sie was ? Mir reichts jetzt! Ich habe schon hunderten Kunden wie Ihnen erklärt, dass ich von keinen Ersatzbussen weiß und das wir hier nicht für Nachfragen zur Verfügung stehen. Kaufen Sie sich eine Karte oder fragen Sie wie sie mit normalen Bussen an ihr Ziel kommen können.“

Nachdem ich ihr höflich beigebracht hatte, dass auch ich nur Nachfragen kann und ich mir diese Situation ebenfalls nicht ausgesucht habe, stellte ich noch die Frage nach einer Busroute nach Hause hintenan, welche mir die dann doch etwas freundlichere Mitarbeiterin kompetent und sinnvoll beantworten konnte.

Normale Fahrtzeit: Etwa 30 Minuten.
Heutige Fahrtzeit: Etwa 150 Minuten.

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