Kommentar: Ist S21 überhaupt noch realistisch?
05.07.10 (Allgemein) Autor:Test Kunde
In den letzten Tagen häufen sich die Meldungen aus den verschiedenen Ecken des Stuttgart 21-Projektes. Schon lange läuft zwischen dem Erben des Architekten des schönen Bahnhofsgebäudes und der DB ein Rechtsstreit, ob und wie der Bahnhof umgebaut werden kann.
Nun folgt für den S-Bahn-Tunnel am Flughafen eine Ausnahmegenehmigung, die sehr konstruiert wirkt und unter anderem etliche Fahrzeuge aussperrt. Gleichzeitig kommt in einigen Gemeinden Verwunderung auf, dass die Bahnstrecke durch die Ortschaften mit S21 doppelt so breit werden und damit mitten durch Gärten verlaufen soll. Eigentlich ist dies nicht weiter verwunderlich, doch die Bürger sagen, dass sie davon bisher nichts wussten.
Als nächstes erfuhren wir von den Problemen bei den vorbereitenden Baumaßnahmen im Gleisvorfeld des jetzigen Hauptbahnhofes, die zu einem S-Bahn-Betriebschaos führten mit Umleitungen und Verspätungen – und plötzlich werden es mehr Bautermine, die immer wieder die Sperrung der Rampe in den S-Bahn-Tunnel mit sich bringen. Ingenieure berichten, dass die Arbeiten zu knapp geplant seien und bis zu einem Jahr länger brauchen könnten.
Plötzlich ist dann auch die Ausnahmegenehmigung für den bisherigen Tiefbahnhof der S-Bahn weg, sodass ein Einfahren in den bereits mit einem Zug besetzten Bahnhof nicht mehr erlaubt ist – und somit der Rest des Fahrplans endgültig komplett zerstört wird. Schließlich wurde dieser mindestens im Berufsverkehr genau auf dieser Sonderlösung aufgebaut.
Und heute heißt es dann, dass die wichtigste Vorarbeit für das gesamte Projekt erstmal nicht durchgeführt werden kann, weil offenbar bei der Auftragsvergabe keine Einigung erzielt werden konnte. Die Stuttgarter Zeitung war dahinter gekommen und hat dies vom zuständigen Büro erfahren können.
Nun sieht es sehr stark danach aus, dass der Zeitplan den Bach runter geht und somit das Projekt Stuttgart 21 wesentlich länger benötigen wird als ursprünglich gedacht – und das sogar schon, bevor es überhaupt richtig startete. Da wäre es fast ein Wunder, wenn dann nicht auch, wie bereits an mehreren Stellen vermutet, die Kosten explodieren würden. Noch wäre die Chance da, das Projekt relativ schadenfrei zu stoppen – oder wenigstens einmal alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen und die Öffentlichkeit umfassend zu informieren, denn zur Zeit weiß offenbar niemand so recht, wann wo was passiert – außer die DB …
Bilder: Deutsche Bahn AG