Was wird aus dem Fernverkehr in Leipzig und Dresden?
06.06.10 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg
In dieser Woche gab es in Berlin ein Gespräch zwischen dem Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), der Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) zur Fernverkehrsanbindung des Freistaates Sachsen.
Die Stadtoberen zeigten sich durchaus zufrieden. So sagte Jung, er habe die Zusage des Verkehrsministers erhalten, daß die DBAG den Freistaat „wie gewohnt“ ans Fernverkehrsnetz anbinden werde, sobald die Neigetechnik-ICE wieder in ausreichender Form zur Verfügung stehen würden.
Allerdings wurde bei dem Treffen nicht klar, daß die ICE 3 und ICE T noch einige Jahre lang alle 30.000 Kilometer zur Ultraschalluntersuchung in die Werkstatt müssen. Das hat das Eisenbahnbundesamt nach der Entgleisung im Juli 2008 auf der Kölner Hohenzollernbrücke angeordnet, als eine Achse brach. Erst jüngst sprach Bahnchef Grube im Spiegel von 2013, bis alles wieder in gewohntem Umfang einsetzbar sei. Wer die Bahn kennt weiß, daß solche Schätzungen nicht selten sehr optimistisch sind.
Der Leipziger Internetzeitung sagte Burkhard Jung, daß er fest davon überzeugt sei, Fernverkehr im neuen City-Tunnel zu haben, sobald die Möglichkeit bestehe. Das sieht Frank Eritt, der sich wie kein anderer mit der neuen Bahnanlage beschäftigt, jedoch anders. Der LIZ sagte er: „Ein ICE im Tunnel würde bedeuten, daß der Tunnel über zehn bis zwölf Minuten nicht befahrbar für S-Bahnen ist, da die Umsteigezeiten wesentlich länger sind. Dies könnte man zwar in die Taktzeiten der S-Bahnen integrieren doch was ist, wenn der Fernzug (ICE) verspätet kommt? Läßt man dann alle S-Bahnen warten? Dann würden alle S-Bahn Züge verspätet ankommen. Der ganze Takt gerät durcheinander.“
Wer sich mit Eisenbahninfrastrukturplanung des 21. Jahrhunderts auskennt, der weiß jedoch, daß „Schönwetterbahnhöfe“ keine Ausnahme sind. So wird auch im neuen Stuttgarter Hauptbahnhof große Gefahr bestehen, daß relativ kleine Betriebsstörungen den Verkehr zusammenbrechen lassen. Es wäre fast schon untypisch, falls die Planung in Leipzig nachhaltiger sein sollte.
Dennoch ist Leipzig nach wie vor ein fester Bestandteil in der Fernverkehrsplanung der Schnellfahrstrecke von Nürnberg durch die Region Halle/Leipzig nach Berlin. Allerdings gibt es hier die Möglichkeit, daß aus Erfurt kommend in Halle (Saale) gleich nach Berlin weitergefahren wird. Für Dresden sieht es noch düsterer aus. Inwiefern im dortigen Kopfbahnhof noch Fernverkehr halten wird, kann man derzeit nur schwer voraussagen. Ob es in zehn Jahren überhaupt noch eigenwirtschaftlichen, überregionalen Verkehr abseits von Hochgeschwindigkeitsstrecken geben wird, ist ohnehin fraglich. Da nutzen auch keine Sonntagsreden des Bundesverkehrsministers.
Bilder: Deutsche Bahn AG